8/19/2011

Sympathische Hansestadt oder Großstadthölle - über das Wesen von Hamburg


Möwe in Hamburg an den Landungsbrücken
An den Landungsbrücken herrscht wie immer reges Treiben. Nicht nur Menschen, auch Möwen schauen neugierig umher. Beide vermutlich auf der Suche nach dem nächsten leckeren Fischbrötchen. Hier, mit Blick auf die Elbe und die immer noch unfertige Elbphilharmonie, erweckt Hamburg fast den Anschein, eine schöne, prachtvolle und sympathische Hansestadt zu sein. Nach über zwei Jahren als Einwohner muss ich aber feststellen, dass die Metropole nicht nur schöne Seiten hat. Hier eine Auflistung der Negativ-Eigenschaften:

1. In Hamburg kann man nicht geradeaus laufen!

Hamburg hat fast 1,8 Millionen Einwohner - und das merkt man! Überall wo man geht, steht, Auto, U-Bahn oder Rad fährt, einkauft, spaziert, flaniert - überall dort ist die Fähigkeit eines Slalom-Läufers gefragt. Geradeaus gehen ist nahezu unmöglich. Kann sein, dass das die geborenen Hamburger nicht stört. Die sind schließlich damit aufgewachsen. Aber ich als aus M-V-Eingewanderte weiß, wie es anders sein kann, wie entspannend ein Spaziergang am Hafen, an der Ostsee, ums Dorf oder durch den Wald sein kann. Da hört man Grillen zirpen, kann Rehspuren verfolgen, das Rauschen der Wellen hören - und das alles in vollkommener Stille. Allein. Ohne den nächsten Großstadtmenschen mit Freisprechanlage am Ohr.

2. In Hamburg kann man nicht mit offenem Fenster schlafen.
Natürlich, die Sache mit dem offenen Fenster hängt stark davon ab, wo genau in Hamburg man wohnt. Aber ich spreche hier nur von unserer Wohnsituation, und wir wohnen an der Billstedter Hauptstraße und gegenüber von einem Nachtclub. Mit offenem Fenster würden wir nachts nicht zur Ruhe kommen.

3. In Hamburg sieht man nur wenig Sterne.
Da es in der Stadt durch die vielen Beleuchtungsanlagen nie richtig dunkel ist, sieht man nachts keine bzw. wenig Sterne am Himmel. Hamburger müssen schon ins Planetarium in Barmbek fahren, um den Nachthimmel genießen zu können.

4. In Hamburg sind Parkplätze rar.
Natürlich gibt es Parkhäuser, die genutzt werden können. Aber bei 2,90 € je angefangene Stunde (Parkhaus Große Bleichen) schmeckt der Latte Macchiato auch mit Blick auf die Alster nur noch mies. Aber nicht nur direkt in der Innenstadt sind Parkplätze entweder selten oder teuer. Auch in äußeren Stadtteilen wie Wedel. Zwei Mal wollten Lars und ich das Schulauer Fährhaus besuchen. Zwei Mal nahmen wir dafür eine Stunde Hin- und eine Stunde Rückfahrt auf uns (in Hamburg kommt man auch mit Auto nicht schnell voran). Und zwei Mal haben wir uns ganz umsonst auf den Weg gemacht, weil einfach kein Parkplatz zu finden war. Vier Stunden Fahrt inklusive der entsprechenden Dosis Stress umsonst. Erst beim dritten Versuch war dann ein Stellpaltz für unser Auto frei (gerade noch so).

5. In Hamburg läuft "Mitten im Leben" in Dauerschleife.
Die Scripted reality - Show von RTL "Mitten im Leben" muss man als Hamburger gar nicht gucken. Einmal durch die Stadt fahren reicht aus. Dann hat man seine tägliche Dosis Trottel-Anschauen schon intus.

So, genug gelästert. Hamburg hat auch schöne Seiten. Die Bücherhallen zum Beispiel.
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Mehr fällt mir gerade nicht ein, aber die 1,8 Millonen Einwohner haben bestimmt einen guten Grund, hier zu wohnen. Lars und ich allerdings überlegen schon, wie wir uns demnächst aus dem Staub machen können.

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