9/15/2011

Hoffentlich erst der Anfang: Die zwei Elektroautos aus der Großen Reichenstraße


Elektroautos in Hamburg
Hamburg. Parkhaus Große Reichenstraße. Ein netter, älterer, hinter dem Tresen sitzender Herr reicht mir den Schlüssel für die hauseigene Toilette. Das ist gut. Einen Wickeltisch gibt es übrigens auch. Wenn man die Parkdecks ganz nach oben fährt, ist das Einparken meist kinderleicht. Oben ist fast alles frei - und eine super Aussicht über die Stadt gibt es auch. Das alte und neue Gebäude des SPIEGEL zum Beispiel.

Unten im Parkhaus stehen zwei Elektroautos. Die parken nicht einfach nur, sondern tanken gleichzeitig. Sehr praktisch. Ob sich so ein Elektroauto auch für den eigenen Bedarf lohnt. Und: Ist in der Parkgebühr von 2 Euro die Stunde der Anschluss an die Steckdose eigentlich inklusive? Ein Interview mit einem angehenden Experten für Elektromobilität*:

Im Parkhaus in der Großen Reichenstraße haben wir zwei entdeckt. Wie viele Elekroautos gibt denn insgesamt in Deutschland?
Zählt man Autos mit Hybrid-Antrieb dazu sind es ca. 30.000. Reine Elektroautos gibt es etwa nur 2.500. Eine traurig geringe Zahl.

Dabei wurde der Elektromotor sogar vor dem Benzinmotor entwickelt. Schon vor über hundert Jahren gab es erste Elektroautos. Warum setzte sich dann doch der Benzinmotor durch?
Der 4-Takt-Benzin-Motor war zunächst nur ein Spielzeug für reiche Leute. Er hat viele Bauteile zum Rumbasteln. Der Elektromotor hingegen ist einfach gebaut. Bei der Entwicklung ging es rein um Emotionen, nicht um Sinnhaftigkeit. Nachdem sich der Benzinmotor bei den reichen Leuten durchgesetzt hatte, wollten auch alle anderen diesen haben. Von Effizienz hatte man damals noch keine Ahnung.

Um wie viel effizienter ist denn der Elekromoter?

Ein Elektromotor kann einen Wirkungsgrad von bis 99% erreichen, das ist nahezu perfekt. Mit einem Benzinmotor schafft man nicht über 40%. Das Problem der Elektromobilität ist zurzeit nur noch die Batterie.

Welche Probleme bereitet die Batterie?

Die Speicherkapazität ist das große Problem. Wie lange hält die Batterie? Wie viel Energie kann sie erzeugen? Wir stehen aber gerade erst am Anfang der Entwicklung. Es gibt immer neuere, bessere Werkstoffe. Die allerersten Batterien waren noch aus Blei. Die konnten Engerie nicht lange speichern. Heute basieren die Batterien hauptsächlich auf Lithium-Ionen. Das funktioniert schon viel besser.

So hochentwickelte Batterien haben aber sicherlich auch ihren Preis...
Natürlich, aber Batterien werden billiger. Wer heute eine Batterie bestellt und 2015 geliefert haben will, bekommt die Batterie für 350 € pro Kilowattstunde. Ein Elektroauto ist damit nur ca. 2.000 bis 3.000 € teurer als ein Benziner.

Dafür spart man dann vor allem Benzinkosten. Hat das Elektroauto noch weitere Vorteile?
Da der E-Motor nicht so komplex wie der Verbrennungsmotors ist, spart man außerdem die meisten Wartungsarbeiten. Der Motor braucht keinen Ölwechsel, keinen Luftfilter, keinen Keilriemen. Es gibt einfach deutlich weniger bewegliche Teile, die kaputt gehen können.

Das klingt alles sehr gut. Aber wo kann man ein Auto, dessen Problem momentan noch die geringe Reichweite ist, auftanken?

Zum Beispiel an einer herkömmlichen Steckdose. Daneben gibt es auch schon Hochspannungssteckdosen, mit denen der Ladevorgang deutlich beschleunigt werden kann. Eine schnellere Option ist die Batteriewechselstation. Die gibt es leider erst versuchsweise in Israel. So groß, wie viele das Problem der Reichweite darstellen, ist es übrigens gar nicht. Das Elektroauto von Nissan, der Nissan Leaf schafft 160 Kilometer. Der durchschnittliche Deutsche fährt täglich nicht mehr als 60/ 70 Kilometer.

Du selbst fährst noch kein Elektroauto. Würdest du bei einer Neuanschaffung umsteigen?
Auf jeden Fall. Das Benzinauto war eine recht dumme Entwicklung. Die Zukunft gehört der Elekromobilität.

Wann glaubst du kommt der Durchbruch?
In den nächsten zehn Jahren wird man deutlich mehr Elektroautos auf deutschen Straßen sehen. Bis 2050 sind die Benzingetriebenen hoffentlich abgelöst.

Danke für das Gespräch.

*Interview mit einem Studenten der HAW Hamburg, der gerade eine Arbeit zum Thema "Elektromobilität" geschrieben hat. Leider konnte er uns nicht sagen, ob das Strom-Auftanken in der Parkgebühr miteingeschlossen ist.

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