1/30/2012

Zwei Mal zwei Stunden Schauergeschichten - Erste Hilfe am Kind


Es war nur eine Weintraube. Sah von außen wahrscheinlich genauso aus wie die anderen. Dass sie etwas fester war, merkte das Kind erst, als es sich schon verschluckt hatte. Es musste husten, rang nach Luft. Der Vater, viel zu übereifrig, riss dem Kind den Mund auf, wollte mit den Fingern die Traube rausziehen. Ein verhängnisvoller Fehler. Die Traube rutschte noch weiter, in die Luftröhre hinein...

Die Geschichten, die uns Tina von der Kinderfee Hamburg im Erste Hilfe Kurs für Kinder erzählt sind schwer zu verdauern und spuken noch jetzt in meinem Kopf. Aber Schauergeschichten sind gut, wenn man sich etwas merken soll. Da ich, was das Thema Erste Hilfe angeht, bisher sehr unerfahren war, habe ich in den zwei mal zwei Stunden viel gelernt. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:

1. Das wichtigste zuerst: Keine Angst vor der Atemspende haben! So viel kann man nicht falsch machen. Das Vorgehen ist immer das gleiche: Ansprechen --> Anfassen --> Atemkontrolle (nach dem Puls fühlen kostet zu viel Zeit). Ist kein Atem zu spüren, folgen die Atemspende (2 mal) und die Herzdruckmassage (30 mal). Lieber zu fest drücken als zu sacht. Lieber ein paar Rippen brechen als ein Leben verlieren. Sollte man die Zahlen (2 und 30) vergessen haben, egal! "Sie können auch 5 Mal beatmen und 20 Mal drücken. Hauptsache Sie machen irgendetwas", ermahnt uns die resolute Tina. Sie erzählt außerdem, dass wir Deutschen sehr schlechte Ersthelfer sind. Viele stünden nur geschockt daneben, rufen mit zitternder Stimme noch den Notarzt, aber trauen sich nicht an den Verletzten ran- aus Angst etwas falsch zu machen. Doch wie gesagt: Außer Nichtstun kann man nicht viel falsch machen.

2. Sollte ein Kind einen Fremdkörper verschlucken, niemals versuchen, diesen mit den Fingern aus dem Mund zu holen (siehe Schauergeschichte oben). Richtig ist: Größe Kinder zum Husten auffordern, bei den Kleinen hilft der Schulterschlag: Kind über die Beine legen und fünf Mal auf den oberen Rücken klopfen. Hilft auch das beim zweiten oder dritten Mal nicht, den sogenannten Heimlich Griff ausprobieren. Zur Not: das Kind beatmen!

3. Nächstes Thema: Vergiftungen. Erste Regel: Das Kind niemals zum Erbrechen bringen. Stattdessen die Giftinformationszentrale (030 19240) oder gleich den Notarzt (112) anrufen. Schlaftabletten und Geschirrspühlabs sind z.B. gefährlich. Die Antibabypille ist auch in großen Dosen harmlos.

4. Verbrennungen. Kühlen ist gut, aber niemals mit kaltem Wasser. Besser: mit lauwarmem Wasser (15 bis 25 Grad) 20 bis 25 Minuten kühlen. Wieder folgt eine Schauergeschichte: ein Junge fasst in einem Restaurant in eine Tasse mit heißem Tee. Der Kellner bring schnell ein Glas Eiswürfel. Der Junge kühlt den verbrannten Finger, bis die Familie mit dem Essen fertig ist und aufbrechen will. Da bemerkt das Kind, dass jegliches Gefühl im Finger fehlt. Durch die Kälte ist er abgefroren.

5. Milchzähne, die durch einen Sturz rausbrechen, unbedingt aufheben. Unter Umständen kann sie der Arzt wieder einsetzen.

6. Krampfende Kinder niemals festhalten, da sie sich etwas brechen könnten. Einfach nur dafür sorgen, dass es sich nicht verletzen kann. Nach 70 Sekunden ist der Krampf meist vorüber. Danach gilt wie immer: Ansprechen, Anfassen, Atemkontrolle!

7. Letztes Thema: Ertrinken. Wieder folgen Schauergeschichten, die ich dieses Mal nicht wiedergeben werde. Wichtig ist, dass man nicht versuchen sollte, Wasser aus der Lunge zu drücken. Wieder ist die Atemspende das richtige Mittel. Übrigens: Es ist kein Mythos, dass ein Kind in einer Pfütze ertrinken kann.

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